Traditionell waren die Räume unter dem Dach nicht genutzte und gut durchlüftete Pufferräume, die sogar durch in den Giebelwänden angeordnete Luken quer vom Wind durchströmt wurden. Die Dachhaut bot Schutz vor Niederschlägen, musste jedoch nicht dicht sein, da geringe, durchdringende Feuchtigkeitsmengen schnell abgetrocknet wurden. Beim Steildach kann der Dachboden auch nachträglich ausgebaut und als zusätzlicher Wohnraum genutzt werden. Zusätzlich bietet das Steildach als fünfte Fassade viele Möglichkeiten zur Gestaltung der Gebäudeform.
Dacheindeckungen sind auch bei fachgerechter Ausführung nicht uneingeschränkt dicht gegen eindringendes Niederschlagswasser oder Schnee. Unterdächer und Unterspannbahnen unterstützen Eindeckungen hinsichtlich ihrer regensicheren Funktion und helfen mit, Wassereintritt in das Gebäudeinnere, z. B. durch Eisrückstau oder etwaige Schäden an der Dacheindeckung, zu verhindern.
Zusätzlich sind zu beachten:
- die wärme- und feuchteschutztechnischen Eigenschaften des Gesamtdachaufbaues (Winddichtheit)
- die mechanische Beanspruchung der Unterdeckmaterialien während der Bauphase (z. B. Begehen des Unterdaches, Materiallagerung)
- Die Norm fordert, dass die Dacheindeckung über Unterdächern grundsätzlich innerhalb von 2 Monaten aufzubringen ist.
Um errichtete Bauvolumen optimal auszunutzen, werden auch früher nicht benutzte Dachräume hochwertig genutzt. Damit sind alle Anforderungen an Energieeinsparung wie natürlich auch die recht komplexen bauphysikalischen Aspekte zu berücksichtigen.
Wird der Dachraum ausgebaut oder die Mindestdachneigung der Dächer unterschritten, dann sind die Bestimmungen der ÖNORM B 4119 einzuhalten und Unterdächer, also verklebte Unterdeckbahnen auf Schalung herzustellen. Bei geringerer Dachneigung wird eine erhöhte Regensicherheit notwendig.
Da bei Plattenziegeln ein Ablaufen des Wassers über die Längsseiten der Ziegel nicht durch eine Verfalzung (Strangfalzziegel, Biberfalzziegel) verhindert wird, muss für eine regensichere Ausführung eine Doppeldeckung, bei der jeweils mindestens zwei Ziegel mit versetzten Fugen übereinander liegen, ausgeführt werden. Hierbei wird zwischen den zwei Deckungsarten Doppeldeckung und Kronendeckung (Ritterdeckung) unterschieden.
Bei der Doppeldeckung liegt auf jeder Traglatte eine Ziegelreihe. Die Ziegel überdecken sich so, dass die dritte Deckreihe die erste um die Höhenüberdeckung überlappt. Die Ziegel werden mit einem geringen Seitenabstand (2- bis 5-mm-Fugen) verlegt, um Schäden durch Bewegungen zu vermeiden. Die Deckung erfolgt regelmäßig im Halbverband, wobei zur Anarbeitung an Details und bei Sonderflächen der Viertelverband nicht unterschritten werden darf (mindestens 3 cm).
First- und Traufgebinde werden mit Firstanschluss- und Traufziegeln gedeckt, sofern sie nicht als Kronengebinde ausgeführt werden.
Für die Ausbildung der jeweiligen Dachdeckungsart ist wichtig, dass alle Komponenten des Systems perfekt aufeinander abgestimmt sind – von der Dämmung über die Dachbelüftung und Dachentlüftung bis hin zu Dachbegehungselementen, Schneefangeinrichtungen sowie den Dachziegeln selbst. Die Wahl zwischen den unterschiedlichsten Farben und Formen ist dann noch eine persönliche Entscheidung.
© 2018
Der Inhalt dieser Fachbuchauszüge
ist urheberrechtlich geschützt.
zum Buch