Klebstoff wird gemäß ÖNORM EN 923 als nichtmetallischer Werkstoff definiert, der Fügeteile durch Flächenhaftung (Adhäsion) und innere Kräfte (Kohäsion) verbinden kann. Die überwiegende Mehrheit der heute eingesetzten Klebstoffe basiert auf organischen Verbindungen. Die hier beschriebenen Klebstoffe entsprechen im Wesentlichen den reaktiven Polyurethan-Klebstoffen.
Eine Forschergruppe um Dr. Otto Bayer synthetisierte bereits 1937 in den Laboratorien der I.G. Farben zum ersten Mal Polyurethane. 1940 begann die industrielle Produktion in Leverkusen. Die in den 1950er Jahren entwickelten Polyester-Schaumstoffe steigerten das kommerzielle Interesse an Polyurethanen. Polyurethane (PU, DIN-Kurzzeichen: PUR) sind Kunststoffe oder Kunstharze, die aus der Polyadditionsreaktion von Dialkoholen (Diolen) beziehungsweise Polyolen mit Polyisocyanaten entstehen. Charakteristisch für Polyurethane ist die Urethan-Gruppe (–NH–CO– O–). Je nach gewünschtem Produkt können die chemischen Formeln andere Bestandteile wie Katalysatoren, Treibmittel und gegebenenfalls Flammschutzmittel enthalten.
Der Ersatz der Lagerfugenkomponente Dünnbettmörtel (Lagerfugendicke 0,5 — 3 mm) durch 1Koder 2K-PUR-Kleber (feuchtehärtend) (Lagerfugendicke ≤0,5 mm) beim Planziegelmauerwerk führt zu einem neuen Wandsystem. Der Begriff Mörtelfuge verliert bei diesem Verfahren die Berechtigung und wird durch Klebefuge ersetzt. In der Folge wird daher auch nicht von Planziegelmauerwerk, sondern von einem geklebten Planziegelsystem gesprochen.
Feuchtigkeitshärtender Einkomponenten-PUR-Klebstoff (1K-PUR-K)
Die am Bau eingesetzten einkomponentigen Klebesysteme sind eine Mischung von feuchtigkeitshärtenden Isocyanat-Prepolymeren und einem unter Druck verflüssigten Treibgas, welche durch Verdampfen der Treibmittel unmittelbar nach Entnahme aus der Druckgaspackung spontan expandieren. Der Aufschäumungsprozess wird daher überwiegend durch das Treibgas und weniger durch die Bildung von Kohlenstoffdioxid (wesentlich langsamere Reaktion) hervorgerufen. Für eine vollständige Aushärtung ist eine Mindestfeuchte erforderlich.
Zweikomponenten-PUR-Klebstoff (2K-PUR-K)
Zweikomponentige PUR-Klebstoffe werden in der Regel im „One-shot-Verfahren“ hergestellt. Dabei werden die Hauptkomponenten A und B aus den Lagertanks in die Arbeitsbehälter übergeführt, auf die vorgeschriebene Temperatur gebracht und über Dosieraggregate dem Mischkopf zugeleitet. Die Reaktionsmischung wird aus dem Mischkopf kontinuierlich oder diskontinuierlich ausgetragen und reagiert auf einer Unterlage aus. Die Aushärtung erfolgt bei Raumtemperatur.
Der Zweikomponenten-PUR-Klebstoff kommt in Österreich zur Produktion von Ziegelfertigteilen in Form von Wandtafeln zum Einsatz. Die Produktion erfolgt automatisiert in Herstellwerken unter definierten Rahmenbedingungen. Die Wandelemente werden auf der Baustelle mit entsprechenden Hebezeugen manuell versetzt und bilden bei entsprechender Anordnung im Grundriss gemeinsam mit horizontalen Aussteifungselementen „raumstabile Zellen“.
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