Martin Nigl: Mineralische Note
Interviewpartner ist Martin Nigl, sicherlich einer der österreichischen Paradewinzer beim Weißwein. Das Weingut Nigl mit angeschlossenem Restaurant und Hotel liegt etwas unterhalb der Burgruine Senftenberg, neu renoviert transportiert es inhaltlich und visuell Tradition in Verbindung mit modernem Lebensgefühl.
Welche Geschichte hat das Haus?
Das Haus blickt mittlerweile auf ca. 800 Jahre wechselvoller Geschichte in unmittelbarer Nähe der Burgruine Senftenberg zurück. Die Burg Senftenberg wurde 1197 erstmals erwähnt. Im 16. Jahrhundert diente sie noch für Teile der Kremser Bevölkerung als Zufluchtsort vor den Türken, kurz vor Ende des Dreißigjährigen Krieges, im Jahr 1645, wurde die Burg von schwedischen Truppen belagert, eingenommen und niedergebrannt, danach verfiel sie rasch zur heutigen Ruine. Das Weinhaus, im landläufigen Sinn so bezeichnet, war seit dem 17. Jahrhundert der Lesehof der Domäne Fürst Starhemberg hier wohnte der Verwalter und von hier aus wurde das Weingut bewirtschaftet. Heute sind hier unser Verkauf mit Büro und das Restaurant mit dem Hotel.
Welche Herausforderungen galt es bei der Sanierung zu meistern?
Als wir den ehemaligen Lesehof vor ca. 10 Jahren übernommen haben, war das ganze Gebäude in einem sehr schlechten Zustand, zumindest aber war das Dach dicht. Wegen der schlechten Substanz, aber den notwendigen Anforderungen für den Verwendungszweck als Restaurant und Hotel, wurde der Dachstuhl komplett erneuert und neu eingedeckt. Zusätzlich galt es Charakter und Flair in Verbindung mit den neuen Anforderungen zu erhalten bzw. wieder aufleben zu lassen. Im Herbst 2003 wurde mit der Sanierung begonnen, im Jahr 2004 waren wir damit fertig.
Wie wurden ALT und NEU verschmolzen?
Wir haben im Zuge der Sanierung beschlossen, möglichst viel von der alten Bausubstanz zu erhalten. Auf einer neu eingezogenen tragenden Stahlskelettkonstruktion in Verbindung mit den bestehenden Außenmauern wurde das Dach komplett neu errichtet und zwei Geschosse für das Restaurant im Erdgeschoss und die Zimmer im Erdund Dachgeschoss integriert. Die entsprechenden Trennwände, z.B. Sichtziegelwände im Foyer des Hotelbereichs, sind neu dazugekommen. Gemeinsam mit dem Architekten wurde sehr darauf geachtet, dass zum Beispiel alte Türen Wiederverwendung fanden, Fenster originalgetreu nachgebaut wurden, damit vom äußeren Eindruck der Charakter und das Wesen des Hauses weitestgehend dem ursprünglichen Zustand entsprechen.
Vielfach heißt es, Nigl-Weine haben eine typische Stilistik nach Mineralien und gelben Früchten, stimmt das?
Ja, es stimmt und hängt mit dem Tal und der Randlage an der Anbaugrenze zusammen, speziell diese Fruchtigkeit und Würze sind ein Charakteristikum dieser Lagen. Die Urgesteinsböden (verwitterter Granit) geben den Weinen ihre Mineralität. Daneben hat das Mikroklima des Kremstales mit seinen großen Temperaturunterschieden entscheidenden Einfluss auf die Weine: Auf heiße Sommertage folgen Nächte, die die Kühle aus dem Waldviertel mitbringen. So können die von der Tageshitze gedehnten Beerenhäute auch die vielfältigen Aromen der kühlen Nächte aufnehmen. Dazu kommen feinfruchtige Aromen nach gelben Früchten – von Zitronen und Äpfeln über Birnen und Quitten bis zu Pfirsichen und reifen, gelben Stachelbeeren. Besonders deutlich ist dies bei den großen Weinen der Reihe „Privat“, für welche die besten Trauben der ältesten Weinstöcke in der Spitzenlage „Senftenberger Piri“ selektiv gelesen werden. Die Lesezeit zieht sich etwa 1 bis 1,5 Monate hin. Mehrere Durchgänge in ein- und denselben Weingärten garantieren, dass nur die jeweils reifsten Trauben geerntet werden. Wir bewirtschaften die Rebflächen im naturnahen, integrierten Weinbau, vorwiegend bepflanzt mit Grünem Veltliner und Riesling.
Worin besteht die Kunst eines guten Weines?
Es ist keine Kunst, im Keller einen wuchtigen Wein mit 14 % Alkohol zu machen. Die Kunst besteht darin, einen Wein mit 12 % entstehen zu lassen, und dabei alles, was er aus dem Weingarten mitbringt, unversehrt in die Flasche zu bekommen: Frucht, Finesse, Eleganz, Dichte und Mineralität. Wenn die Grundqualität stimmt, kann schlussendlich ein guter Wein daraus werden, die Hauptarbeit geschieht sicherlich im Weingarten.
Für das neue Dach wurden ca. 1.400 m2 Tondach Ziegel Tasche eckig in Naturrot verwendet. Wie kam es zu der Entscheidung?
Ganz einfach, weil uns der Tondach Ziegel „Tasche eckig“ am besten gefallen hat und weil es am besten zum Haus passt. Ich sage immer, bei so einem alten Haus kommt die Atmosphäre dazu. Das Service von Tondach Gleinstätten und vom ausführenden Dachdecker Böhm war perfekt.
Würden Sie aus heutiger Sicht etwas anders machen?
Nein, beim Dach auf keinen Fall, vielleicht einige Kleinigkeiten, aber sonst würde ich wieder genauso handeln. Die Handwerker haben oft gesagt: Nigl, mit dem Geld kannst du dir zwei neue Häuser bauen. Ich habe darauf immer geantwortet: Ja, aber dann hätte ich nicht diese Atmosphäre.
Haben Ziegel und Wein Gemeinsamkeiten?
Ziegel ist ein sehr natürliches Material, ein Naturprodukt – wie auch der Wein. Bei unserem Privathaus bestehen Wände und Dach natürlich auch aus Ziegel.
Vielen Dank für das interessante Gespräch mit dem Verband Österreichischer Ziegelwerke!