Johannes Geiger und Josef Hoffmann: Total - Quality beim Projekt Graz - Seiersberg
In Graz-Seiersberg entstehen durch die beiden Grazer Bauträger „GWS“ und „Neue Heimat“ auf ungefähr 33.000 m² Bauland in 8 möglichen Bauetappen ca. 300 Wohneinheiten in massiver Ziegel-Niedrigenergiebauweise.
In einem zweistufigen öffentlichen städtebaulichen Verfahren wurde von der Jury das Projekt des Grazer Architekten Dipl.-Ing. Mesnaritsch an die erste Stelle gereiht.
Passivhaus in Ziegelbauweise mit einer Zertifizierung nach den „Total-Quality“ Bewertungskriterien errichtet.
Nachfolgendes Interview wurde vom Verband Österreichischer Ziegelwerke mit dem Direktor der GWS -<span > Herrn Dir. Ing. Johannes Geiger<span > - und dem Projektleiter der GWS -<span > Herrn Ing. Josef Hoffmann<span > - geführt.
Stellen Sie uns bitte die Bau- und Siedlungsgesellschaft „GWS“ und deren Bautätigkeit vor.
Am 13.12.1951 erfolgte die Gründung der „Gemeinnützigen Bau- und Siedlungsgesellschaft Pischelsdorf m.b.H.“. Nach der Verlegung des Firmensitzes nach Graz, dem Erwerb der Firmenanteile durch die heutigen Gesellschafter und der Verschmelzung mit der „Heimstätte Graz“, erfolgte 1983 die Fusionierung mit der „AWGes“ und die Eintragung des jetzigen Firmenwortlautes „GWS Gemeinnützige Alpenländische Gesellschaft für Wohnungsbau und Siedlungswesen m.b.H.“.
Einige weitere Eckpunkte in der Firmengeschichte sind:1996 - Verleihung des Rechtes zur Führung des steirischen Landeswappens, mehrfache Verleihung des „Geramb-Dankzeichens“ für gutes Bauen und im Juni 1997 waren wir der erste gemeinnützige Wohnbauträger in der Steiermark im Internet. Im Vorjahr feierte die GWS ihr 50jähriges Bestandsjubiläum. Für die Zukunft haben wir ein neues Firmenleitbild erarbeitet.<span >
Hier wird sich GWS noch stärker als bisher an den Bedürfnissen ihrer Kunden orientieren. Neben der Errichtung und der Verwaltung der Wohnungen wird zukünftig auch die Dienstleistung rund um das Wohnen (z.B. Übersiedlungsdienst, technischer Dienst, verschiedene Serviceeinrichtungen, Kundencenter und dgl.) einen Schwerpunkt der Tätigkeit der GWS bilden.
Im März 2002 wurde entsprechend den Markterfordernissen eine 100%ige gewerbliche Tochtergesellschaft - die GWS Bau- und Verwaltungsgesellschaft m.b.H., welche sich vor allem Dingen mit der Errichtung von exklusiven Wohnbauprojekten in besten Lagen beschäftigen wird, gegründet.
Noch einige Zahlen unserer Gesellschaft:
Die Bilanzsumme 2001 betrug rund EUR 225 Mio. (ATS 3,1 Mrd.), das jährliche Bauumsatzvolumen lag bei rund EUR 27,725 Mio. (ATS 375 Mio.) und es werden ca. 12.500 Wohneinheiten verwaltetet.
Unser Bau-Tätigkeitsbereich umfasst den geförderten und freifinanzierten Wohnbau in der gesamten Steiermark sowie Betreuungsprojekte für Bund, Land und Gemeinden sowie Schulen, Studenten- und Seniorenwohnheime, Gemeindeämter und dergleichen.
Gibt es oder gab es besondere Rahmenbedingungen für dieses Projekt in Graz-Seiersberg?
Hier ist sicherlich die intensive Wohnungsnachfrage in dieser äußerst aufstrebenden Gemeinde in Graz Umgebung anzuführen. Die Nähe zur Graz-Köflach-Bahn war eine weitere wichtige Rahmenbedingung für die Planung des Gesamtprojekts und das städtebauliche Gutachterverfahren.<span >
Bereits von Beginn an war in unserer Liegenschaft ein Bauabschnitt als Passivhaus geplant und wir haben uns für diesen Bauabschnitt das Ziel gesetzt, ein Qualitätszertifikat nach den Total-Quality Richtlinien für den Wohnbau erstellen zu lassen.
Die ganzheitlichen Qualitätskriterien für den Hochbau (Total-Quality) sind besonders entscheidend, da bei den meisten Gutachterverfahren nur die städtebaulichen und architektonischen Qualitäten eines Projektes berücksichtigt werden, was unserer Meinung nach zu kurz greift.
Die Total-Quality Bewertungskriterien berücksichtigen vor allem die Nachhaltigkeit im Hochbau, insbesondere von Wohnbauprojekten und ermöglichen, somit unserer Verantwortung als Bauträger nicht nur den zukünftigen Wohnungsbenutzern, sondern allen Nachfolgegenerationen gegenüber nachzukommen, denn bekanntermaßen beträgt die Lebenszeit der von uns errichteten Gebäude viele Generationen.
Im städtebaulichen Gutachterverfahren haben Sie sich als Auslober kostengünstige Wohnprojekte mit geringem Energieverbrauch gewünscht.
Sind Sie aus jetziger Sicht auf dem richtigen Weg zu diesem Wunschergebnis?
Mit dem Ergebnis des Verfahrens ist die GWS sehr zufrieden, wobei wir auch auf eine positive Akzeptanz eines Passivhausprojektes durch die Förderungsbehörden des Landes Steiermark hoffen, denn das Planungskonzept für derartige Gebäude und damit verbundenen Planungsabläufe unterscheiden sich doch wesentlich von einer herkömmlichen Projektabwicklung.
Weiters werden bei der Realisierung von Passivhäusern an die verwendeten Komponenten (z.B. Außenwand, Fensterrahmen, Verglasung, Lüftung) hohe Ansprüche gestellt. Diese hohen Ansprüche wirken sich natürlich auf die Kosten aus, wobei jedoch die enorme Verringerung des Energieverbrauches - bezogen auf die Lebensdauer der Objekte - und vor allem deren Nachhaltigkeit einen entscheidenden Pluspunkt in ökologischer und energetischer Hinsicht darstellt.
Die vorher angesprochene Schallsituation durch die Eisenbahn wird durch die vorgesehene Bebauung sehr gut gelöst, denn es ergeben sich durch die Riegel- und Zeilenbebauung sehr kompakte Gebäudeformen, die in gediegener Ziegelmassivbauweise errichtet werden können.
Die Häuser sind als Mischformen von 3 - 4-Spännern und Laubenganghäusern mit Flats und Maisonetten organisiert, ebenso sind - und das möchte ich als besondere Spezialität an dem Projekt erwähnen - Wohnungen mit großzügigen Dachterrassen als private Freiräume vorgesehen.
Zugleich wird - wie bei Niedrigenergiehäuser sowieso schon üblich - die Warmwasseraufbereitung mittels Solarenergie bereitgestellt, daneben sind Sauna, Fitnessräume und andere Gemeinschaftsräume in den Untergeschossen eingeplant.
Hat ihre Baugesellschaft schon Erfahrungen mit dem Bau von Passivhäusern?
Gibt es besondere Erwartungen an diese Art der Häuser?
Es handelt sich um unser erstes Passivhaus-Projekt, allerdings weisen sämtliche Neubauvorhaben der GWS seit langem bereits Niedrigenergiehaus-Standard auf. Das Ziel der GWS, ein äußerst energieschonendes Wohnhaus zu errichten, hat sich mit der Idee des VÖZ, ein Passivhaus nach den Total-Quality Kriterien zu errichten, bei diesem Bauvorhaben zur richtigen Zeit getroffen.
Die GWS als Bauträger mit 50jährigem Bestand, der seine Objekte nicht nur errichtet, sondern auch in weiterer Folge verwaltet und Instand hält und auch für einen günstigen Betrieb zu garantieren hat, kann mit diesem Projekt zukünftigen Anforderungen gerecht werden.
Das Projekt befindet sich noch in einer frühen Planungsphase.
Was sind Ihre bisherigen Erfahrungen in Zusammenarbeit mit dem Verband Österreichischer Ziegelwerke?
Durch die Einbindung verschiedener Fachkräfte (Dr. Bruck für die ARGE TQ, Haustechnikplaner, ... und den Verband Österreichischer Ziegelwerke) und den Zugriff auf Wissen aus ähnlichen Projekten des Verbandes gibt es eine sehr erweiterte Wissensbasis zur Vermeidung von Fehlern (die bei einem Erstprojekt sonst unvermeidlich wären). Der Ansatz „Total-Quality“ beeinflusst schon die Planung und hilft, möglicherweise Kostenpotentiale freizusetzen. Wir denken, dieser Ansatz ist innovativ, wir können sicherlich dazulernen und nicht zu vergessen ist, das dass Ergebnis ein gutes Verkaufs- und Marketingargument darstellt.
Die Außenwand wird als Ziegel-Zweischalenwandsystem ausgeführt. Worin sehen Sie die Vorteile dieser Art der Wandausbildung?
Eine Ausführung in einem Ziegel-Zweischalenwandsystem ist von der Qualität her sehr hochstehend. Die größten Vorteile sehen wir hier vor allem in den Bereichen Wertbeständigkeit, Schallschutz und Brandbeständigkeit bei sehr guter Passivhaustauglichkeit.
Gibt es Rückmeldungen seitens des Landes Steiermark, der Gemeinde oder eventuell schon von zukünftigen Interessenten?
Die GWS wird speziell interessierte Kunden für dieses Projekt ansprechen, die sich der Passivhaus Idee auch verbunden fühlen. Entsprechende Informationen an die Interessenten sind geplant.
Wir als GWS wollen auch bei den Zuständigen des Landes Steiermark einen Vorstoß unternehmen, die Idee des Total-Quality zukünftig generell als Grundlage für geförderte Projekte in der Steiermark heranzuziehen, da hierbei eine allumfassende nachhaltige Beurteilung von Nutzerkomfort, Langlebigkeit, Sicherheit, Ressourcenschonung und dgl. gewährleistet ist.
Was sind die nächsten Schritte im Planungsprozess?
Das Baubewilligungsverfahren wurde bereits durchgeführt, die weiteren Schritte werden - in Abstimmung mit der ARGE TQ (Total-Quality) - vertiefende Detailgespräche mit den beauftragten Haustechnikplanern sowie Architekten und die Durchführung der weiteren Ausführungs- und Detailplanung sein. Ebenfalls ist geplant, bereits in Betrieb befindliche Passivhausprojekte zu besichtigen, um vor allem mit den direkt „Betroffenen“ (Bewohnern) über ihre Erfahrungen mit einem Passivhaus sprechen zu können.
Interessant wird vor allem das Energieeinsparungspotenzial im tatsächlichem Betrieb sowie die Wohnzufriedenheit bzw. Wohnqualität in derartigen innovativen Anlagen sein.
Herr Dir. Geiger, bitte noch um ein abschließendes Wort.
Die GWS begrüßt es, dass seitens des Verbandes der Österreichischen Ziegelwerke ein richtungsweisender Vorstoß im Wohnbau gemacht wurde. Die Total-Quality Qualitätskriterien gewährleisten, dass Wohnbedürfnisse der Gegenwart befriedigt werden, ohne zu riskieren, dass Lebenschancen zukünftiger Generationen beeinträchtigt werden.
Diese Zielsetzung des Total-Quality entspricht exakt jener der GWS, deren Motto „... und Generationen wohnen Sorgenfrei“ dadurch optimiert wird.
Wir bedanken uns bei Herrn Dir. Ing. Geiger und bei Herrn Ing. Hoffmann für das Interview und wünschen für die Umsetzung dieses innovativen Projekts ein gutes Gelingen!