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Bild des Bauherrn

Hermann Nitsch: Schloß Prinzendorf - Wo die Kunst König ist

Hermann Nitsch wurde 1938 in Wien geboren.1957 hatte er die Idee des Orgien Mysterien Theaters, eines sechs Tage dauernden Festspiels,welches ihn von da ab unablässig beschäftigt und in welchem sich alle seine Bestrebungen sammeln. Das Orgien Mysterien Theater ist eine neue Form eines Gesamtkunstwerkes. Reale Geschehnisse werden inszeniert. Alle fünf Sinne der Spielteilnehmer werden direkt beansprucht.

 

 

Hermann Nitsch war mit Aktionen, Ausstellungen, Vorträgen und Konzerten in ganz Europa, den USA und Australien präsent und zählt zu den international bekanntesten österreichischen Künstlern.  1971 erwarb Hermann Nitsch das Schloss Prinzendorf im Niederösterreichischen Weinviertel und hat erst jüngst das Schlossdach mit seiner Tondachdeckung komplett erneuert.

 

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Vom Verband Österreichischer Ziegelwerke wurde folgendes Interview über Bedürfnisse und Lebensqualität geführt:

 

Welche Geschichte hat dieses Schloss?

 

Ganz genau kann ich es nicht sagen. Seit dem 13.Jahrhundert ist immer davon die Rede,dass es Schloss Prinzendorf gibt, aber das ist sicher woanders gebaut gewesen. Das Schloss am jetzigen Standort ist relativ spät – zirka um 1750 – gebaut worden. Hier hat aber schon vorher etwas gestanden, denn auf einer Tafel am Schloss steht etwas über eine Generalrenovierung. Diese Arbeit wurde von einem Schüler Hildebrands durchgeführt.

 


Wie würden Sie sich selbst kurz beschreiben?

 

Nitsch:Ich bin ein Künstler und übe diesen Beruf sehr sehr gerne aus. Aus ihrer Frage ergibt sich dann eine weitere Frage – Wieso habe ich ein Schloss? Das ist einfach zu beantworten: Ich mache eine neue Form von Theater und da ist dieses Schloss mit seiner Weinviertler Umgebung für mich der ideale Austragungsort. Ich liebe diese Gegend sehr, ich bin sehr gerne hier und bevorzuge dabei gerade diese Tage,wo es so trocken ist, wo der Himmel fast etwas weiß ist. Ich habe diese Hitze gerne.

 


Müssten Sie als eine dritte Person in dieser Runde den Menschen und Künstler Nitsch beschreiben,was würden Sie mir diktieren?

 

Ein Mensch mit vielen Fehlern,der sich bemüht intensiv zu sein,intensiv zu leben – und der sein Werk unter dieses Programm gestellt hat. Seine Kunst soll dazu auffordern intensiver zu leben.

 


Das Haus wird als zweite Kleidung des Menschen bezeichnet.Was fällt Ihnen in diesem Zusammenhang ein?

 

Sehr, sehr richtig.Viele Leute leben in dieser Hinsicht falsch in ihrem Haus oder in ihrer Wohnung. Sie sind aber dabei nicht unbedingt Schuld, weil es auch eine Frage der Kosten und der Leidenschaft ist. Zum Beispiel diese alten Bauernhäuser,die es hier noch ab und zu gibt,waren wunderschön. Bei entsprechender Pflege des Hauses hat man den Hut ziehen müssen,wenn man in die Stube,in die Küche oder ins Schlafzimmer gegangen ist. Die Leute haben diese Häuser sehr mit Existenz und Leben ausfüllen können. Schaut man sich jetzt in den Dörfern um, so ist viel verschandelt. Es kann nicht jeder ein Schloss haben,wobei ich den Umständen danke,dass es bei mir so gekommen ist. Auch in einem kleinen Haus mit Garten kann man wunderbar leben. Die Leute ruinieren sich viel selbst – mit diesem Fernsehkitsch und ästhetischem Architekturkitsch,der ihnen manchmal untergejubelt wird. Baumäßig ziehen sich die Leute sehr schlecht an, dies ist dabei nicht immer nur eine finanzielle Angelegenheit. In Italien lebt man viel mehr mit den alten
Häusern und ist viel mehr bereit, vielleicht Opfer auf sich zu nehmen,dafür lebt man in einer Umwelt und einem Umfeld,das einen andauernd putscht und das einem das Leben schöner macht. Die Italiener verstehen es auch sehr gut schöne alte Häuser mit allen Zivilisationsvorteilen auszurüsten. Dies weiß ich, weil ich viel in Italien gelebt habe.

 


Beschäftigt sich ein Künstler von Ihrem Rang mit Baumaterialien – konkret mit Ziegel?

 

In meiner künstlerischen Arbeit beschäftige ich mich nicht mit Baumaterialien, im Gegensatz dazu tun dies einige meiner Kollegen – sie beschäftigen sich damit und bauen auch bzw. ist das Bauen Bestandteil ihrer Arbeit.In meinem Fall ist das nicht so, privat beschäftige ich mich trotzdem damit. Konkret beim Dach mit seinen wunderbaren alten Ziegeln. Es war nicht mehr möglich das alte Ziegeldach zu belassen, wir hätten eine permanente Bauhütte gehabt. Jetzt haben wir einen sehr schönen Ziegel ausgesucht, er lässt das Dach neu so aussehen wie das alte Dach war. Auf die Patina müssen wir dabei noch etwas warten.

 

Wer hat die Entscheidung zum Tondachziegel Modell „Steyr“ von Tondach Gleinstätten für die Dachdeckung des Schlosses getroffen und warum?

 

Meine Frau und ich,wobei meine Frau der treibende Faktor war,weil ihr sehr viel daran liegt das Schloss nicht nur zu erhalten, sondern auch
fachgerecht zu renovieren. Wir arbeiten eng mit dem Denkmalamt zusammen und verlassen uns auch beide auf unser ästhetisches Gefühl. Wir wollen unser Schloss natürlich nicht verschandeln,sondern erhalten und in jenen Zustand verwandeln, in dem es einmal war.

 


Welche Eigenschaft halten Sie für die wesentlichste Baustoffeigenschaft und warum? Modernität/Trendigkeit, Wertbeständigkeit/Langlebigkeit, Natürlichkeit,Stabilität/Massivität, Ästhetik, Wärmedämmung, Sonstiges ?

 

Stabilität, Wertbeständigkeit und natürlich die Ästhetik spielt eine große Rolle. Das Material soll eine Zeitlosigkeit ausstrahlen. Es gibt Bauten,
die Tausende von Jahren zu uns herüberreichen,so ein Baustoff wird dann natürlich bewundert.

 


Haben Sie schon einmal ein Kunstwerk aus oder mit Ziegel erstellt bzw.gestaltet?

 

Ich nicht, aber ein Kollege, ein sehr berühmter Maler – Per Kirkeby aus Dänemark – hat mit Ziegeln Plastiken und monumentale Ziegelskulpturen
geschaffen.

 


Was fällt Ihnen beim Stichwort „Tondach Gleinstätten“ ein?

 

Dass die Deckung eine große Bereicherung für unser Schloss war und ist. Dass ich mit Freuden das gut gedeckte Dach immer wieder anschaue.
Diese Freude habe ich auch von der Ferne bei der Betrachtung des Schlosses, wenn ich von Reisen oder Ausfahrten zum Schloss komme – das ist unser Heim – mit einem vernünftigen, schönen, brauchbaren und haltbaren Material gedeckt.

 


Welche Antwort fällt Ihnen auf eine Frage ein, die ich erst nach der Antwort stelle (Was liegt Ihnen auf der Zunge)?

 

Es liegt mir auf der Zunge, dass wir unsere Umwelt ästhetisch gestalten sollen. Unser Lebensraum soll uns glücklich machen,das ist mehr als
Schutz vor schlechtem Wetter,das ist auch mehr als Beheizung für das Haus.Lebensraum und Wohnen ist mehr.

 


Der Verband Österreichischer Ziegelwerke dankt für das interessante Gespräch und wünscht Herrn Prof. Hermann Nitsch weiterhin viel Erfolg!