Barbara Krobath: Weiches und scharfes Sehen
Interviewpartnerin ist Frau Dipl.-Des. Barbara Krobath, die als freischaffende Fotografin in Wien lebt und arbeitet. Barbara Krobath befasst sich seit dem 12. Lebensjahr mit Fotografie und studierte Visuelle Kommunikation an der Folkwangschule in Essen / Deutschland. Sie arbeitet für zahlreiche bekannte Medien wie z.B. Zeit Magazin, Weltwoche, Züricher Tagesanzeiger, Universum. Ausstellungen in Zusammenarbeit mit dem NÖ Landesmuseum, OÖ Landesmuseum, Kulturamt der Stadt Wien. Fotografin einiger Bildbände über Waldviertel, Wein, Afrika.
Wie kamen Sie zur Fotografie?
Aus purer Freude am Schauen.
Im Bereich der Fotografie sind speziell Ihre Reportagen hoch gelobt.
Die Reportagefotografie ist für mich ein sehr lebendiges Medium, man lässt sich auf das Thema und die Menschen ein, hat vielleicht eine Vorstellung, reagiert aber in erster Linie spontan und schnell, im Idealfall vorausschauend auf die Ereignisse. Selbst bei statisch anmutenden Fotos spielen oft schnelle Abläufe eine Rolle. Eine gewisse Durchlässigkeit, die mich bei anderen Arbeiten naturgemäß ablenkt, ist hier genau passend. Bei allen Arbeiten mit Menschen ist mir der Respekt vor der Person und sein Einverständnis zum Fotografiertwerden wichtig. Die Kamera ist auch bei Fremdsprachen ein gutes Kommunikationsmittel, und eine gemeinsame spontane Fotosession auf der Strasse verbindet.
Mit TONDACH Gleinstätten wurde bei Engelsdorf (Nähe Eggenburg, NÖ) ein Kunstprojekt realisiert. Worum geht es hier?
Das Kunstprojekt DACHBILDER wurde als eines der Projekte für das NÖ Viertelfestival 2006 mit dem Motto Ruhe:los ausgewählt. Inhaltlich geht es darum, die Medienbilder, die via TV in unsere Häuser gelangen, auf die Dächer der Häuser zu projizieren. Wer bei uns ein Dach über dem Kopf hat, fühlt sich sicher genug, um die Aufregungen, Katastrophen und Irritationen der Welt ins Haus zu lassen. Auf Distanz: in Form medialer Bilder. Die Frage ist natürlich, ob sich das so leicht wie ein Klick an der Fernbedienung ausblenden lässt.
Erzählen Sie uns bitte mehr vom Kunstprojekt DACHBILDER. Welche Geschichte steckt hinter den Darstellungen auf dem Dach? Welche Reaktionen gab/gibt es darauf?
Das Bild in Engelsdorf und ebenso das zweite Dachbild in Raabs/Thaya zeigen Menschen in Somalia. Ich habe diese Fotos im Zuge einer beeindruckenden Projektreise für die Organisation Licht-für-die-Welt gemacht. In Afrika erblinden besonders viele Menschen durch Vitaminmangel und Infektionen an Grauem Star. Nach einer 15-minütigen Operation können sie dank einer eingesetzten Ersatzlinse wieder sehen. In dem kleinen Wüstenort Eldere in Somalia wurden 500 Menschen in 3 Tagen operiert. Das dritte Dach auf der Mühle in Unterthürnau nahe der Tschechischen Grenze zeigt ein Stacheldraht-Motiv als Erinnerung an den Eisernen Vorhang.
Die Reaktionen sowohl in der Kunstszene als auch bei der Bevölkerung waren zu 99 Prozent positiv, das hat selbst den Bürgermeister von Raabs erstaunt. Die Waldviertler haben einen Bezug zu Biberschwanz Dächern und sind inhaltlich sehr aufgeschlossen. Auch die Medien reagierten zahlreich auf das Projekt. Ich hatte eine einzige kritische Meldung mit dem Hinweis auf nicht ortsübliche Dachgestaltung.
Sind die verwendeten Produkte von TONDACH Gleinstätten „normale“ Produkte aus der Produktion? Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit und wie lief diese ab?
Verschiedenfarbige Dachziegel stehen für die Pixel eines Fotos in geringer Auflösung, dabei habe ich die gesamte vorhandene Farbpalette der Biberschwanzziegel von TONDACH Gleinstätten von Engobe, der Glasur AMADEUS und andere Glasuren genutzt. Neben dem wirklich tollen Sponsoring der Firma TONDACH hat mich auch die Zusammenarbeit mit den Landwirten gefreut, die bei einer Neudeckung ihrer Höfe einem Dachbild zugestimmt und mit Begeisterung mitgewirkt haben. Die Sonne, Wolken und Tageszeiten geben den Dachbildern zusätzlichen Reiz, eine Besitzerin ist ganz begeistert von dem Umstand, dass ihr Dach nahezu stündlich anders aussieht.
Wird es jetzt bald überall Dachbilder geben?
Ich freue mich, dass ich noch zwei Dächer mit Produkten von TONDACH Gleinstätten gestalten kann. Die Gestaltung eines Dachbildes erfordert eine äußerst sensible Planung. Das Motiv sollte mit den Gebäudemaßen und der Umgebung im Einklang stehen, in stark verbautem Gebiet müsste man sehr sorgfältig auswählen. Andererseits sehe ich viele neue Möglichkeiten für eine Dachgestaltung. Ein Kirchendach als Pixelbild wäre eine Herausforderung ebenso wie die Dachgestaltung eines Gebäudes auf einer einsamen kroatischen Insel. Ich freue mich, dass ich noch zwei Dächer mit TONDACH Gleinstätten gestalten kann.
Meines Wissens sind Ihre Dach-Pixel-Bilder die ersten dieser Art. Wieso gab es diese Dachgestaltung nicht zuvor und wie kam es zu dieser Erfindung?
Dachdecken ist ein traditionelles Handwerk und stammt aus einer Zeit, als es noch keine Computerbilder gab. Die Dachgestaltung an Kirchen besteht aus Ornamenten. Ich habe einen Bauernhof im Waldviertel, wo ich jährlich Dachziegel auswechsle. Gleichzeitig befasse ich mich in meinem Beruf sehr viel mit digitalen Bilddaten. Ein Kurzschluss zwischen diesen beiden Wissensgebieten in meinem Gehirn ließ die DACHBILDER entstehen.
Vielen Dank für das interessante Gespräch mit dem Verband Österreichischer Ziegelwerke!