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Rudolf Wiesbauer: Vorbildliches Bauen

In Niederösterreich werden „vorbildliche Bauten“ mit einer Auszeichnung gewürdigt. Die Landesregierung fördert damit die Ortsbildpflege und Dorferneuerung. Auch das bauliche Niveau, die Architektur, wird angehoben. Herr Arch. Wiesbauer beteiligt sich mit mehreren Objekten an diesem Wettbewerb.


Der Verband Österreichischer Ziegelwerke führte mit Herrn Arch. WIESBAUER das folgende Gespräch.


Herr Architekt Wiesbauer, welche Kriterien sind für das „vorbildliche Bauen“ in Niederösterreich ausschlaggebend?

Bei dieser Beurteilung von Wohnbauten geht es nicht nur um das Objekt selber. Es wird auch die Beziehung zum Ambiente, zur Umwelt und zum Ortsbild beurteilt. Das Gebäude muss mit dem vorhandenen Bestand eine Einheit bilden. Der Architekt darf nicht nur progressiv planen, sondern muss mit Behutsamkeit auf die Natur und die Umgebung Rücksicht nehmen.
 

Heißt das, in Niederösterreich wird nur im alten Baustil gebaut?

Ganz und gar nicht. Es ist wichtig, dass wir nicht versuchen alte Bautradition nachzuahmen, aber dennoch darauf Rücksicht nehmen. Beim Bauvorhaben in Melk, ganz in der Nähe vom Stift Melk, habe ich ein Wohngebäude mit südlichem Flair errichtet. Hier ist es mir gelungen kein extremes Gegenüber zu schaffen, sondern man kann in dieser Architektur die Heiterkeit der Donauwellen und der Wachau nachempfinden. Trotz modernem Baustil harmoniert es mit der Umgebung, dem alten Stift und der Flusslandschaft.

Ähnliche Erfolge konnte ich auch mit den Bauvorhaben in Waidhofen/Ybbs und in Mannswörth erreichen. Auch hier ist es mir gelungen, einen modernen Baustil in eine traditionsreiche Umgebung zu integieren.


Welche Maßstäbe setzen Sie beim Planen?

Gewisse Größenvorgaben sind einfach auf Grund von Förderungsrichtlinien einzuhalten. Wichtig ist die Entwurfsqualität! Beim sozialen Wohnbau geht es auch darum, eine Wohnung rationell einrichten zu können. Darum beginnen wir mit einem Einrichtungskonzept und planen dann die Grundrisse. Hier kommt mir auch meine frühere Tätigkeit als Werkstudent zugute. Da habe ich schon zahlreiche Einfamilienhäuser geplant und musste die Wünsche der Bauherren berücksichtigen. Jetzt ist es insofern schwieriger, da die Nutzer anonym sind. In der Planungsphase kenne ich natürlich den künftigen Bewohner noch nicht. Aber nach dem Motto „Arch. Wiesbauer weiß was Bauherren wünschen“ werde ich immer wieder positiv auf die gelungenen Wohnungsgrundrisse angesprochen.
 

Worin bestehen für Sie die Qualitätskriterien und wie erfüllen Sie diese?

Die Niederösterreichische Bauordnung gibt sehr strenge Qualitätskriterien für Wärme-, Schall- und Brandschutz vor. Diese sind seit den 70ern ständig verbessert worden. Eine weitere Anhebung der Richtwerte ist hier sicherlich nicht mehr notwendig.

Mit einem 38er Hohlblockziegel erfülle ich alle Kriterien, die von der Niederösterreichischen Bauordnung vorgegeben werden. Sowohl den Schall- als auch den Wärmeschutz.
 

Sie bauen sehr viel mit dem Ziegel. Welche Vorteile hat dieser Baustoff aus Ihrer Sicht?

Für mich hat der Ziegel zwei ausschlaggebende Vorteile. Zum Einen kann ich modern planen und dennoch auf das Ortsbild Rücksicht nehmen. Zum Zweiten, und das ist entscheidend, erreiche ich durch die Speicherfähigkeit ein behaglicheres Wohnklima als mit anderen Baustoffen. Die Raumtemperatur sinkt nicht gleich nachdem die Heizung abgestellt wird, durch den Kachelofeneffekt bleibt sie noch über einige Zeit erhalten. Der Mensch braucht Behaglichkeit und Wohlempfinden, nur dann ist er auch in der Lage kreativ zu sein.

Ein bekannter Kunstsammler hat einmal gesagt, dass er für seine Bilder einen Nagel einfach einschlagen möchte und nicht die Wand mit einem Schlagbohrer zerstören will. Außerdem ist es ihm durch den Ziegel möglich, das Raumklima - Wärme und Luftfeuchtigkeit - gleichmäßig zu halten. Dieser Anspruch sollte nicht nur für wertvolle Bilder, sondern auch für den Bewohner, den Menschen, gelten.  

 

Herr Architekt WIESBAUER, wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung Ihrer „vorbildlichen Bauten“ und danken für dieses Gespräch.