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    Luftdichtheit

    Die Luft- und Winddichtheit der Gebäudehülle und einzelner Bauteile sowie Bauteilanschlüsse ist ein grundlegendes Qualitätsmerkmal mit vielfältigen Wechselwirkungen etwa auf die Bauschadensfreiheit, Energiehaushalt, thermische Behaglichkeit, Raumklima, Innenluftqualität und Lärmbelastung.

    Unter Luftdichtheit wird die Eigenschaft verstanden, unkontrolliertem Luftdurchtritt, hervorgerufen durch Druckdifferenzen an den Hüllbauteilen, einen ausreichend hohen Widerstand entgegenzusetzen. Winddichtheit hingegen bezeichnet den Widerstand speziell gegen das Einströmen von Außenluft in einen Hüllbauteil.

    Anforderungen an die Luft- und Winddichtheit

    Eine luft- und winddichte Ausführung der Gebäudehülle ist für alle Neubauten verbindlich in OIB RL 6 vorgeschrieben. Als Anforderung ist die Luftwechselrate 𝑛50 festgelegt, als jene Luftwechselrate, die sich bei 50 Pascal Druckdifferenz zwischen innen und außen, gemittelt über Unter- und Überdruck und bei geschlossenen Ab- und Zuluftöffnungen, einstellt. In den Qualitätsanforderungen an Passivhäuser ist darüber hinausgehend eine noch strengere Anforderung an die Luftdichtheit definiert.

     

    Anforderungen an die Luftwechselrate
    Tabelle 4-03: Anforderungen an die Luftwechselrate

     

    Die 𝑛50 Luftwechselrate ist vergleichbar ist mit dem Staudruck auf eine Fassade bei direkter Anströmung mit einer Windgeschwindigkeit von etwa 9,5 m/s oder 33 km/h. Von der Maßzahl der 𝑛50 Luftwechselrate zu unterscheiden ist daher die Falschluftrate (Infiltrationsrate) unter statistisch relevanten Bedingungen, welche heranzuziehen ist für die Bewertung des mittleren erzwungenen Luftwechsels und des damit verbundenen Lüftungswärmeverlusts bei geschlossenen Fenstern oder sonstigen Lüftungsöffnungen. Zu ihrer Abschätzung kann die Näherungsformel laut ÖNORM B 8110-6 herangezogen werden.

     

    Fornel (4-06)
    Formel (4-06)

     

    Maßnahmen zur Sicherstellung der Luft- und Winddichtheit

    Die Maßnahmen zur Sicherstellung der Luft- und Winddichtheit bestehen in der Herstellung sowohl einer Luftdichtheits- als auch einer Winddichtheitsebene. Letztere wird grundsätzlich immer am Übergang des Hüllbauteils an die Außenluft oder – bei hinterlüfteten Konstruktionen – an die Hinterlüftungsebene angeordnet.

    Die Lage der Luftdichtheitsebene ist aufgrund der meist damit auch verbundenen dampfbremsenden Eigenschaft von Außen- und Innenklima abhängig und befindet sich für österreichische Klimabedingungen in den allermeisten Nutzungsfällen an der Innenseite der Außenbauteile.

    Prüfverfahren zur Bestimmung der Luftdichtheit

    Als Prüfverfahren zur Bestimmung der Luftdichtheit von Gebäuden oder Gebäudeteilen ist das Differenzdruckverfahren gemäß ÖNORM EN 13829 definiert. Es wird dabei mittels eines drehzahlgeregelten Ventilators, welcher in einem Dichtrahmen üblicherweise in eine Fensteroder Türöffnung eingesetzt wird, ein definierter Differenzdruck zwischen dem Inneren und dem Äußeren des Prüfvolumens aufgebaut. Mit Kenntnis der Ventilatorkennlinie kann aus der Ventilatordrehzahl und der Druckdifferenz auf den Luftdurchsatz durch den Ventilator geschlossen und, aus der Kenntnis des Luftvolumens im Prüfbereich, auf die Luftwechselrate geschlossen werden.

     

    Beispiel 4-01: Blower - Door - Messung
    Beispiel 4-03: Blower - Door - Messung

     

    Mittels gleichzeitiger Messung von Druckdifferenz und Drehzahl wird die „Leckagekurve“ als die Kennlinie der des Volumenstroms über dem Differenzdruck aufgezeichnet und aus ihren gemessenen Stützpunkten werden der Leckagekoeffizient CL und der Strömungsexponent 𝑛 errechnet, mit denen gilt:

     

    Formel (4-07)
    Formel (4-07)

     

    Die 𝑛50 Luftwechselrate ergibt sich aus:

     

    Formel (4-08)
    Formel (4-08)

     

    ÖNORM EN 13829 schreibt die Prüfung in je einer Unter- und einer Überdruckmessreihe zu mindestens 5 Messpunkten vor, wobei jeder Messpunkt einem spezifischen Unter- oder Überdruck in gleichmäßiger Verteilung über den Prüfbereich entsprechen muss. Unter Anwendung der Formel kann somit die 𝑛50 Luftwechselrate mit deutlich größerer Genauigkeit als bei Einzelmessung unter 50 Pa bestimmt werden und kann in Ausnahmefällen sogar aus Messreihen abgeleitet werden, welche den Prüfdruck von 50 Pa nicht vollständig erreichen.

    Bauanschlussfugen Fenster und Türen

    Anlässlich des Erscheinens der aktuellen Ausgabe der ÖNORM B 5320: Einbau von Fenstern und Türen in Wände – Planung und Ausführung des Bau- und des Fenster-/Türanschlusses hat die Initiative Ziegel des Fachverbandes der Stein- und keramischen Industrie eine diesbezügliche Fachinformation ausarbeiten lassen (siehe aktuelle Version auf www.ziegel-technik.at). Dies erfolgte in Zusammenarbeit mit einem Expertenteam aus Industrie, Bauausführung sowie Bauplanung.

    In der Norm wird unterschieden zwischen dem „Standard-Fensteranschluss“ (d. h. eine durch Materialien geschlossene Fuge zwischen Fensterstock oder Blindstock und dem Wandbildner und gegebenenfalls zwischen Fensterstock und Blindstock) und dem „objektspezifischen Bauanschluss“ d. h. ein gesamtes bauphysikalisch und statisch funktionsfähiges, gebrauchstaugliches Anschlusssystem zwischen Fensterstock und Wand, mit Planung und Ausführung für ein spezifisches Objekt.

    Der objektspezifische Bauanschluss beinhaltet alle Bauteilschichten der Wand inklusive aller Anbauteile, wie z. B. Sohlbank, Fensterbank sowie Sonnenschutzeinrichtungen, und wird typischerweise durch mehrere Gewerke ausgeführt.

    Im Falle der Fachinformation „FENSTEREINBAU IM ZIEGELMASSIVBAU“ handelt es sich um einen objektspezifischen Bauanschluss im Sinne der Norm. Der Fachinformation angeschlossen sind Formblätter für die Planung des objektspezifischen Bauanschlusses und somit stellt diese Unterlage für die Ausführenden und Planenden ein praktisches Hilfsmittel im täglichen Baugeschehen und in der Planungsphase dar.

    Nach einer ausführlichen Erklärung der technischen Hintergründe wird eine Reihe von empfohlenen Ausführungsdetails mit objektspezifischer Bauanschlussfugenplanung abgebildet.

    Die objektspezifische Bauanschlussfugenplanung wird jeweils für folgende Situationen dargestellt:

    − Leibung            Bezeichnung:          FE-LE
    − Sturz                Bezeichnung:          FE-ST
    − Parapet            Bezeichnung:          FE-PA

    Folgende Fugenplanungen sind planerisch demonstriert:

      • I – Monolithisches Ziegelmauerwerk
        Variante I-A:      außen:    Anputzprofil
                                  innen:     Anputzprofil
        Variante I-B:      außen:    Folie und Anputzprofil
                                  innen:     Anputzprofil
        Variante I-C:      außen:    Folie und Anputzprofil
                                  innen:     Folie und Anputzprofil


      • II - Ziegelmauerwerk mit WDVS
        Variante II-A:     außen:   Folie und Anschlussprofil
                                  innen:    Anputzprofil
        Variante II-B:     außen:   Folie und Anschlussprofil
                                  innen:    Folie und Anputzprofil

    Beispiel 4-04: Fenstereinbau - Sturz- und Parapetdetail, Ziegelwand monolithisch
    Beispiel 4-04: Fenstereinbau - Sturz- und Parapetdetail, Ziegelwand monolithisch

     

    Beispiel 4-05: Fenstereinbau - Sturz- und Parapetdetail, Ziegelwand mit Wärmedämmverbundsystem
    Beispiel 4-05: Fenstereinbau - Sturz- und Parapetdetail, Ziegelwand mit Wärmedämmverbundsystem

     

    Buchcover


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