Ernst Lindinger: Baustoff Ziegel
Arch. Dipl.-Ing. Ernst Lindinger ist technischer Leiter der ISG (Innviertler Gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft Reg. Gen.m.b.H.)
Zum Thema "Baustoff Ziegel" wurde Anfang Februar nachfolgendes Interview vom Verband der Österreichischen Ziegelwerke mit Dipl.-Ing. Ernst Lindinger von der Innviertler Gemeinn. Wohnungs- und Siedlungsgen. Reg. Gen.m.b.H. geführt.
Systemdenken und vernetztes Denken sind häufig gebrauchte Worte unserer Zeit. Wie interpretieren Sie diese Worte?
Unsere Genossenschaft feierte letztes Jahr fünfzigjähriges Jubiläum. Unsere Erfahrung beruht auf hunderten Wohnbauten, welche in über 100 Gemeinden errichtet wurden. Systemdenken heißt für uns nicht nur die Errichtung eines Gebäudes, sondern auch dessen Betrieb und Instandhaltung. Letztendlich überlegen wir uns noch, was geschieht, wenn das Objekt abgebrochen und entsorgt wird. Für uns spielt ökologisches Denken über den gesamten Systemzyklus eine wichtige Rolle. Auf lange Sicht wartungsfreies Bauen sowie die völlige Beherrschbarkeit der Detailausbildungen kommt nicht nur unseren Mitgliedern entgegen, auch wir als Verwalter profitieren davon.
Sie erwähnten wartungsfreies Bauen und die Beherrschbarkeit der Detailausbildungen, worin besteht dieser Ansatz und was hat der Mieter davon?
Wir errichten unsere Objekte mit monolithischer Ziegelaußenwand ohne Wärmedämmverbundsystem. Die Wohnungstrennwände sind bei unseren Bauten – unter anderem aus Gründen des Schallschutzes – zweischalige Ziegelwände. Unsere langen, sehr guten Erfahrungen begründen sich in der Wartungsfreiheit des Außenwandsystems und der völligen Freiheit bei der Installation und der Möblierung für den Mieter. Es ist möglich, auf Mieterwünsche auch noch während der Bauphase einzugehen. Hier spreche ich von völliger Beherrschbarkeit der Konstruktion, da Fehlerquellen bezüglich Schallschutz minimiert und vermieden werden können. Weitere Vorteile sehe ich in der Statik. Es wird ein "weiches" Gebilde geschaffen, mit durchgehenden Fugen vom Keller bis zum Dach, sodass es Fassadenrisse überhaupt nicht gibt.
Sie haben große Erfahrung mit dem Baustoff Ziegel. Was spricht Ihrer Meinung nach für den Baustoff Ziegel?
Wir haben kurz auch andere Baustoffe für unsere Bauten verwendet. Aus unserer Erfahrung bietet der Baustoff Ziegel viele Vorteile. Sprachen wir vorhin von Systemdenken und Systemlebenszyklus, so ist es die Werterhaltung, die wir mit dieser Bauweise erzielen. Der Baustoff Ziegel ist ein heimisches Produkt und ist rasch verfügbar. Große Vorteile sehen wir auch im Wohnklima – der großen Speichermasse und der Feuchteregulation. Dies dürfte auch der Grund sein, warum es bei unseren Bauten keinerlei Schimmelpilzbildung gibt, worauf wir auch besonders stolz sind. Die Baufeuchte kann bei unserer monolithischen Außenwand bis zum Bezugstag nach innen und außen abtrocknen, wobei die Objekte zu jeder Jahreszeit begonnen werden und die Bauzeit ca. 12 bis 14 Monate beträgt.
Ihre Genossenschaft ist stark in der Region Inn- und Hausruckviertel verankert. Jeder spricht vom Millenium. Wie sehen Sie die Zukunft?
Unsere Genossenschaft, die ISG, hat jahrzehntelang Wohnformen geschaffen, die sich bewährt haben und nach wie vor als qualitätvoll und aktuell gelten. Eine Aufgabe wird es sein, in Zukunft noch mehr auf künftige Wohnbedürfnisse einzugehen und dem Wunsch vieler Kunden nach individueller Wohnraumgestaltung Rechnung zu tragen. Dies erfordert einerseits eine hohe Flexibilität in den Wohnungsgrundrissen und andererseits eine Architektur und Formensprache, die dem heutigen gestalterischen Anspruch gerecht wird. Unser Ziel ist nicht das Reduzieren auf Minimalerfordernisse, sondern das Verwirklichen maximal erreichbarer Qualität für unsere Kunden, aber auch für unsere Partnergemeinden bezüglich Ortsbild und Wohnumfeld. Danke für dieses Interview!